Gedanken zum Thema "Fairness"
Unter dem Begriff "Fairness" versteht jeder, auch außerhalb der Hundeerziehung, etwas anderes. Für mich bedeutet "Fairness" im Umgang mit unseren Hunden ein Gleichgewicht von Respekt und Zuneigung, Voraussehbarkeit und Konsequenz in meiner Handlung und ein Anlernen eines Ablaufes (unabhängig davon ob es sich um eine Hausstandsregel handelt oder um einen Trick), bevor ich eine Korrektur anwende. Unsere Hunde sind hochsoziale Wesen, die in vielerlei Hinsicht schon alleine durch die Beobachtung ihres jeweiligen Menschen eine enorme Anpassungsfähigkeit zeigen und somit eine Menge an Verhaltensweisen an den Tag legen, die auch für uns das Zusammenleben erleichtern. Ist es da nicht recht und billig, ihnen wiederum die Verhaltensweisen, die sie nicht ad-hoc zeigen können, eben weil sie es zu diesem Zeitpunkt nicht besser wissen, auf eine Art und Weise nahe zu bringen, die sie auch verstehen und in ihrem eigenen Lerntempo umsetzen können? Hundeerziehung ist ein weites Feld, es gibt keinen Normen, wie sie von statten gehen soll, auch der §11 des Tierschutzgesetzes hält lediglich fest, dass einem Tier keine vermeidbaren Schäden, Schmerzen oder Leiden zugefügt werden darf. Eben weil klar ist, dass Tiere dieselben Emotionen haben wie wir Menschen. Trotzdem gibt es auch Trainer, die durchaus von Anfang an im Korrekturbereich arbeiten, statt den Weg der positiven Verstärkung zu gehen. Aus dem Bereich der Lerntheorie kennen wir die Erzeugung der Emotionen Freude, Angst, Erleichterung und Frust.
Entscheiden Sie selbst, wie Sie persönlich gerne etwas Neues dazulernen würden!
Ein Beispiel: Sie, als guter und wohlerzogener Erdenbürger, werden eines Tages von Marsmenschen auf ihr Raumschiff gebeamt. Oben angekommen, schauen 2 Marsmenschen, die ein wenig anders als Sie selbst aussehen und an deren Gesichtsausdruck Sie nicht erkennen können, wie sie Ihnen gesonnen sind, auf Sie herab. Sie selbst haben gelernt, dass man neuen Bekanntschaften bei der Begrüßung die Hand reicht - und wohl erzogen wie Sie nun mal sind, tun Sie das auch prompt. Die Antwort ist ein ohrenbetäubendes Schnarren gefolgt von Etwas, das einer Ohrfeige nahe kommt, bevor sich beide von Ihnen abwenden. Na, wie fühlen Sie sich jetzt? Haben Sie Angst? Was tun Sie wohl als nächstes? Wahrscheinlich nicht mehr viel. Was hätten Sie sich stattdessen gewünscht? Sie konnten schließlich nicht wissen, dass das Händeschütteln auf dem Mars einer echten aggressiven Handlung entspricht ...
Gut für uns, dass dies eine fiktive Situationsdarstellung ist. Ich wünsche mir, dass wir mit unseren Hunden anders umgehen. Erst einmal zeigen, wo wir hin wollen, das wünschenswerte Verhalten auch in Ansätzen sehen und ausbauen, uns auf den neuen Weg mit unserem Vierbeiner respekt- und liebevoll einlassen und die Korrekturen, sofern sie nötig sein sollten, hinten anstellen.
Ein schönes Wochenende Ihnen allen,
Tina